Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Latinum nachzuholen. Alle haben Vor- und Nachteile. Wir wollen die verschiedenen Möglichkeiten nun im einzelnen vorstellen. 

Möglichkeit 1: Universitätskurse

Fast alle Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die das Latinum für bestimmte Studiengänge fordern, bieten Kurse an, in denen man Lateinkenntnisse erwerben kann. Sofern zu der Universität ein Institut gehört, an dem man Latein und Griechisch studieren kann (Seminar/Institut für Klassische Philologie), werden die Kurse meistens von diesem Institut organisiert und geleitet. In anderen Fällen arbeiten die Unis mit externen Einrichtungen zusammen. Wir haben es aber auch schon erlebt, dass ein Uni-Professor, der gar keine Lehrbefähigung für Latein besaß, solche Kurse abhielt. 

Ein Vorteil der Uni-Kurse: Sie sind kostenlos - zumindest im Moment noch. Es muss aber damit gerechnet werden, dass im Zuge der allgemeinen Geldknappheit die Unis künftig Gebühren berechnen werden und zwar auch deshalb, weil man Latein in aller Regel problemlos an nahezu jeder höheren Schule lernen kann. Die Universitäten sind nicht bereit, hier den Lückenbüßer zu spielen. Es ist bekannt, dass an verschiedenen Unis Überlegungen in dieser Hinsicht stattfinden. Kurse für moderne Fremdsprachen kosten an vielen Unis schon seit längerer Zeit saftige Gebühren - mit der gleichen Begründung wie oben!

Ein Nachteil der Unikurse: Sie sind meistens grauenhaft überfüllt. Dies gilt ganz besonders für die Anfängerkurse. Einige Universitäten veranstalten Kurse mit bis zu 90/100 Teilnehmern! Wenn man bedenkt, dass eine (Schul-)klasse in fast ganz Deutschland bei 31-33 Schülern geteilt werden muss (wobei diese Grenze schon viel zu hoch angesetzt ist!), kann man sich vorstellen, was in diesen Kursen für Zustände herrschen. Die Dozenten müssen in diesen Kursen ihr Programm durchziehen, weil sonst alles zusammenbräche. Wichtige Fragen der Teilnehmer können nur schwer beantwortet werden. Meistens leeren sich diese Kurse bis zum Semesterende etwas, aber 40-50 Teilnehmer (von 100 am Anfang) sind am Schluss schon noch da.

Wie lange dauern diese Kurse, wie viele muss man besuchen?

Das ist ganz unterschiedlich: Meistens müssen 2-3 Semester für das Kleine und 3-4 Semester für das große Latinum einkalkuliert werden. Zeitlicher Aufwand also etwa 1-1,5 Jahre für das Kleine und 1,5-2 Jahre für das Große Latinum. Bafög-Empfänger sollten deshalb frühzeitig mit ihrem Sachbearbeiter Kontakt aufnehmen und klären, inwieweit es hier Probleme mit der Förderungshöchstdauer geben kann.

Führen zwei Kurse zum (Kleinen) Latinum, so werden im ersten Kurs die lateinische Grammatik und ein Grundwortschatz trainiert. Dies entspricht dem, was im Lehrplan der meisten Bundesländer etwa für die Klassen 5-7 (bzw. 7-8 bei Latein II) vorgeschrieben ist. Auch wenn man Abstriche von den Vorgaben des Lehrplans machen muss, so wird deutlich, was hier vor sich geht. Der Stoff und das Vokabular, das man in 2-3 Gymnasialklassen bequem durcharbeiten könnte, wird hier auf ein einziges Semester (max. 3 - 4 Monate !) komprimiert!

Möglichkeit 2: Privatkurse

 
Es gibt noch andere Möglichkeiten, Latein bzw. Griechisch zu lernen. In einigen deutschen Städten bieten Privateinrichtungen Kurse zum Latinum bzw. Graecum an. Auch diese Einrichtungen haben Vor- und Nachteile. Beginnen wir mit den Vorteilen.

Im Gegensatz zu den Universitäten legen die Privatschulen niedrige Teilnehmerzahlen für ihre Kurse fest. Die genauen Zahlen schwanken, aber Beobachtungen zeigen, dass die meisten Schulen nicht mehr als 20 Teilnehmer in einen Kurs hineinnehmen.

Die Lehrkräfte sind nach unserer Beobachtung oft hoch motiviert, haben sehr große Erfahrung mit diesen Kursen und besitzen in der Regel eine langjährige Prüfungserfahrung. Meistens sind sie selbst regelmäßig Vorsitzende in Latinumsprüfungen oder wirken auf irgendeine Art und Weise daran mit. Das heißt: Sie wissen, worauf es ankommt. Oft kommen sie aus dem schulischen und universitären Bereich, was den Kursen sehr zugute kommt.
 
Einige Schulen bieten auch Sonderleistungen, wie z.B. die kostenlose (bzw. günstige) Überlassung von Büchern und Übungsmaterial während des Kurses. Verschiedene Einrichtungen vermitteln - zum Teil in Zusammenarbeit mit den Studentenwerken - preiswerte Wohngelegenheiten für die Zeit des Kurses. Es gibt auch Schulen, die bei Nichtbestehen einer Prüfung die kostenlose Wiederholung eines Kurses anbieten. Da die Regelungen hier jedoch sehr verschieden sind, empfehlen wir ein genaues Studium der Infomaterialien, die jede Schule anbietet.
 
Besonders wichtig erscheint uns, dass diverse Privatschulen die Kurse in enger Abstimmung mit den jeweiligen Prüfungsämtern anbieten.

Was sind nun die Nachteile der Privatkurse?

Einer der Hauptnachteile, die die Privatkurse haben: Sie kosten Geld! Die Kosten schwanken sehr stark und liegen etwa zwischen EURO 380,-- und EURO 1120,-- je Kurs (Stand vom März 2013, lokal sind Abweichungen möglich). Die Gebühren hängen beispielsweise davon ab, wie lange der Kurs dauert. Es gibt Kurse, die drei Wochen, aber auch solche, die zwei Monate dauern. Außerdem dürfte klar sein, dass ein Kurs, in dem nur fünf Teilnehmer sitzen, teurer sein muss, als eine Veranstaltung mit 20 Teilnehmern!

Ein weiterer Nachteil: Bei den Universitäten wird der Stoff wenigstens auf ein Semester verteilt, hier dauert ein „normaler“ Kurs (mit dem gleichen Stoff!) durchschnittlich vier Wochen.

 

 

 

Beispiel für einen 1.120,-- (Privat-)Kurs
 
 

Den Preis von  1.120.-- Euro verlangt eine norddeutsche Privateinrichtung für einen achtwöchigen Kurs mit je sechs Unterrichtsstunden montags bis freitags. Darin zusätzlich enthalten: Alle Übungsbücher, ein lat.-dt. Lexikon sowie zwei Exkursionen. Außerdem: Umfangreiches Übungsmaterial mit Lösungen (ca. 1000 Seiten). Max. Teilnehmerzahl: 10. Bücher und Übungsmaterial gehen in den Besitz der Teilnehmer über.

 

Man muss also beim Latinum sehr genau die Vor- und Nachteile der Uni- bzw. Privatkurse abwägen. Es zeigt sich aber bereits hier, dass der bequemste (und auch billigste) Weg ist, Latein schon in der Schule zu lernen! Man erspart sich damit eine ganze Menge Ärger und Geld! Diese Erfahrung mussten jedenfalls viele Betroffene machen. Bitte klicken Sie hier, um zum Artikel "Latinum - Aufbau und Inhalt der Kurse" zu gelangen.

   
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