Archäologen des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg haben umweit der geplanten ICE-Neubaustrecke Wendlingen-Ulm im Bereich Aichelberg eine große römische Ziegelbrennerei aus der Zeit zwischen 220 und 250 nach Christus entdeckt. Der unerwartete Fund wird derzeit in einer Art Notgrabung untersucht, da bereits Anfang Dezember die Fundstelle mit Kies zugeschüttet wieder an die Deutsche Bahn übergeben werden muss. Die Ziegelei lässt sich anhand von Keramik- und Glasfunden recht genau auf den genannten Zeitraum datieren. Möglicherweise steht die Entdeckung in Zusammenhang mit dem Fund römischer Tonscherben im Bereich der Landstraße nach Weilheim im Mai 2012. Dieser Fund war bislang unerklärlich.

Ungewöhnlich sind die Brennöfen (drei wurden bisher gefunden), weil diese nach archäologischer Fachmeinung im dritten nachchristlichen Jahrhundert überwiegend in römischen Militärlagern und größeren Siedlungen zu finden sind. Kleinere Privatziegeleien aus römischer Zeit sind zu diesem Zeitpunkt recht selten.

Einer der drei Brennöfen befindet sich in einem hervorragenden Zustand. Dies ist auch deshalb überraschend, weil die Öfen recht einfach gebaut sind. Nach bisherigen Erkenntnissen scheint der Betreiber der Ziegelbrennerei nicht an Ort und Stelle gelebt zu haben. Vermutet wird, dass er in einer bislang nicht entdeckten villa rustica in der Nähe von Aichelberg gewohnt hat.

Der Betreiber hatte für seinen Betrieb optimale Bedingungen. Die Gegend ist bekannt für ihre hochwertigen Tonlagerstätten. In unmittelbarer Nähe fließt ein kleiner Bach, der bezeichnenderweise den Namen "Ziegelbach" trägt. Außerdem gab es, wie die Archäologen vermuten, Holz in Hülle und Fülle, das zum Beheizen der Brennöfen benötigt wurde. Die Ausgräber halten es für nicht ausgeschlossen, dass weitere Brennöfen im Boden verborgen sind.

(ip-w/IID-Bereichsgruppe Heidelberg 20.11.2012)

   
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