Archäologen haben in der Nähe der Heuneburg (Gemeinde Herbertingen / Ortsteil Hundersingen / Baden-Württemberg) die möglicherweise spektakulärste Entdeckung der Archäologie der letzten Jahrzehnte in Deutschland gemacht.

Die Wissenschaftler fanden ein prachtvolles, vermutlich 2600 Jahre altes keltisches Prunkgrab mit wertvollen Grabbeigaben. Selbst das traditionell eher zurückhaltende Regierungspräsidium Stuttgart spricht in einer Pressemitteilung von einem "außergewöhnlichen Fund von herausragender Bedeutung". Das Grab ist offenbar vollständig erhalten und wurde heute (Dienstag, 28.12.2010) in einem Block von einer Spezialfirma geborgen. Dieser "Grabblock" hat es allerdings in sich: Er ist etwa 6 auf 7,50 Meter groß und wiegt 80 Tonnen. Nach Aussage des für die Grabung zuständigen Wissenschaftlers dürfte es sich um den spektakulärsten Fund der letzten 30 Jahre handeln.

Zitat aus der Pressemeldung des Regierungspräsidiums Stuttgart vom 28.12.2010

(...) Hinsichtlich der Fundumstände berichtete der Grabungsleiter und Landesarchäologe Dr. Dirk L. Krauße, dass in der Donauebene unterhalb der Burg im Zentrum eines ehemals mächtigen Grabhügels ein 4 mal 5 Meter großes Kammerschachtgrab des 6. Jahrhunderts v. Chr. mit reichen Beigaben aus Gold, Bernstein, Gagat (Pechkohle) und Bronze entdeckt und freigelegt worden sei. Neben dem Reichtum und der kunsthandwerklichen Qualität der Beigaben sei, so Diplom-Restauratorin Nicole Ebinger-Rist, auch die Erhaltung des Grabes ganz außergewöhnlich: Durch Grundwasser und Staunässe seien die mächtigen Eichenhölzer des Kammerbodens und Beigaben aus organischen Materialien, die unter normalen Erhaltungsbedingungen im Boden spurlos vergehen, in diesem einmaligen Fall konserviert worden. Anschließend fand an der Ausgrabungsstätte die spektakuläre Bergung des Grabes statt. Bisher ist lediglich ein kleiner Teil der Grabkammer freigelegt worden. Dr. Claus Wolf, Leiter des Landesamts für Denkmalpflege führte aus, dass eine fachgerechte Fortführung der Untersuchung eines so herausragenden Fundes nur unter Laborbedingungen möglich ist. Deshalb wurde heute die gesamte Grabkammer mitsamt Inhalt als gigantischer Block mit Hilfe von Schwerlastkränen gehoben und auf einen Spezialtieflader gesetzt und abtransportiert. Der Block hat eine Größe von 7,5 mal 6 Meter und wiegt rund 80 Tonnen. An einem entsprechend ausgestatteten Ort im Großraum Stuttgart findet nun in den nächsten Wochen und Monaten die wissenschaftliche Untersuchung und Auswertung des Prunkgrabes statt. (...) (Ende des Zitats)

Bei der Heuneburg handelt es sich um eine Höhensiedlung am Oberlauf der Donau in Herbertingen-Hundersingen, gelegen zwischen Ulm und Sigmaringen. Der Zentralbereich des mutmaßlichen frühkeltischen Fürstensitzes (aus dem 6. Jahrhundert v.Chr.) ist etwa 300 Meter lang und bis zu 150 Meter breit. Ob es sich bei der Heuneburg um das von Herodot erwähnte "Pyrene" handelt, ist nach wie vor Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzungen und bis heute nicht abschließend geklärt.

Odysseus wird Sie in dieser Angelegenheit auf dem laufenden halten! Hier geht es zum Nachfolgebeitrag vom 20.03.2012: Erneut wurde Goldschmuck im Grabblock gefunden.

Bau der Heuneburg zu Beginn des 6. Jahrhunderts v.Chr.

 Bau der Heuneburg zu Beginn des 6. Jahrhunderts v.Chr. (Quelle: Wikimedia; published by LepoRello)

Herodot über die sagenhafte Stadt Pyrene (II,33,2-3)Herodot über die sagenhafte Stadt Pyrene (II,33,2-3)

(cip-w/IID-Bereichsgruppe Tübingen 28.12.2010)

   
© 2015 by Arbeitsgemeinschaft Altertumswissenschaften