In der Nacht zum Samstag ist ein Alptraum vieler Archäologen wahr geworden: In Pompeji stürzte - vermutlich durch das Eindringen von Wasser nach schweren Regenfällen - das "Haus der Gladiatoren", die "Casa dei Gladiatori" ein.

Seit langem warnen Fachleute dringend vor einer schleichenden zweiten Zerstörung von Pompeji durch Vandalismus und mangelnde finanzielle Mittel bei der Erhaltung der weltberühmten antiken Stadt, die seit dem Jahr 1979 auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO steht. Da sich der Einsturz am frühen Morgen ereignete, kam niemand zu Schaden. Das Unglück wurde, wie unsere Bereichsgruppe Rom im Laufe des Samstags mitteilte, am Morgen entdeckt, als die ersten Mitarbeiter der Ausgrabungsstätte zur Arbeit kamen. Der gesamte Bereich der Unglücksstelle (auf der Skizze der Bereich REGIO V,5,3) wurde sofort abgesperrt. Die Besucher auf der Via di Nola, einem der Hauptwege durch Pompeji, mußten Umwege in Kauf nehmen.

Bereits im Jahr 2008, als die Situation in Pompeji immer kritischer wurde, setzten Regierung und die Soprintendenza Speciale per i Beni Archeologici di Napoli e Pompei einen Kommissar ein, der die unhaltbaren Zustände in Pompeji beheben sollte. Seit dieser Zeit ist jedoch nicht viel geschehen. In diesem Sommer waren, wie auch schon im Jahr 2009 maximal sechs bis 10 der berühmten Gebäude für Besucher zugänglich. Insgesamt waren in den letzten drei Jahren rund 70 Prozent der Ausgrabungen nicht zugänglich. Zudem ist das Gelände nur schlecht geschützt, so daß Diebe im Schutz der Dunkelheit immer wieder auf das Gelände vordringen und dort ihr Unwesen treiben können.

Skizze der Gebäude in Pompeji. Die Casa dei Gladiatori befindet sich im Bereich V,5,3.
Plan von Pompeji

(Quelle: Wikimedia, veröffentlicht unter Creative Commons Lizenz, published by W.Rieger)


Antike Stätten sind immer wieder von Einstürzen bedroht. So mußte Odysseus bereits am 8. Mai 2001 von einem Zwischenfall in der DOMVS AVREA in Rom berichten. Wir geben diesen Artikel auszugsweise wieder.

Archiv: Odysseus vom 8. Mai 2001

Schäden durch Einstürze in Neros Domus Aurea

In der Nacht von Samstag auf Sonntag brach in einem Teilbereich der Domus Aurea die Decke teilweise ein. Zunächst berichteten Archäologen, im berühmten Oktogonsaal (!) sei die Decke herabgestürzt. Dies stellte sich zum Glück als falsch heraus. Der Einsturz ereignete sich in einem anderen Raum. Dennoch hätte das Unglück bei Anwesenheit von Menschen verheerende Folgen haben können. Nach allem, was bisher bekannt ist (und von den Archäologen mitgeteilt wurde), war das Loch in der Decke zunächst 80x80 Zentimeter groß, erweiterte sich dann aber auf etwa 100x100 Zentimeter, bis es gelang, die beschädigte Stelle zu sichern und abzudichten.

Eine eingehende Inspektion durch die zuständigen Archäologen, an ihrer Spitze Soprintendente Adriano La Regina und die italienische Ministerin Giovanna Melandri ergab als Ursache für den Einsturz neben dem bereits erwähnten Regenwasser auch das massive Wurzelwerk der Bäume über der Domus Aurea.

Bereits im Dezember 2000 hatte sich in der römischen Altertümerverwaltung eine Art „Notfallgruppe“ gebildet, da man Unglücke wie das nun eingetretene befürchtete. In der Zwischenzeit wurde mehrfach massiv auf die Gefährdung der Domus Aurea hingewiesen.
Bekannt ist, daß auch die Kaiserforen in Rom durch Regenwasser stark gefährdet sind. Seit Monaten regnet es in der Heiligen Stadt besonders stark; vor kurzem war durch die Regengüsse ein Teil der Aurelianischen Mauer eingestürzt. (...)

(cip-w/IID-Bereichsgruppe Rom 06.11.2010)

   
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