Latein: Elternratgeber

Seit etwa 10 Jahren ist in Deutschland, aber auch in anderen Ländern eine Entwicklung zu beobachten, die niemand für möglich gehalten hätte: Die Zahl der Lateinschüler nimmt deutlich zu. Es zeigt sich immer mehr, dass viele Eltern Latein als Basissprache Europas und als grundlegendes Element für die Bildung  ihrer Kinder erkennen. Hand in Hand mit dieser höchst erfreulichen Entwicklung sind viele hervorragende Lateinbücher und andere Lernmittel auf den Markt gekommen, die dem Lateinunterricht förderlich sind.

Gleichzeitig stellt sich aber das Problem, dass viele Eltern in ihrer eigenen Schulzeit kein Latein hatten und deshalb mit völlig falschen Vorstellungen an das Fach herangehen. Dies falschen Vorstellungen führen mitunter zu Kommunikationsproblemen zwischen Lateinlehrern und Eltern.

Aus diesem Grund hat sich eine Arbeitsgruppe der Arbeitsgemeinschaft Altertumswissenschaften in Zusammenarbeit mit Lateinlehrern und Eltern daran gemacht, einen Lateinratgeber für Eltern zu erstellen, der nach und nach aus aktuellen Erkenntnissen ergänzt und erweitert werden soll. Basis des Ratgebers ist eine wissenschaftliche Studie der Arbeitsgemeinschaft Altertumswissenschaften, die an über 600 Gymnasien in ganz Deutschland sowie an einigen Gymnasien in Österreich und der Schweiz durchgeführt wurde. In diesem Zusammenhang haben wir einer großen Anzahl Eltern zu danken, die uns sehr unterstützt haben, vor allem aber unseren Vertrauensleuten an den einzelnen Schulen, die die Last der Datenerfassung auf sich genommen haben.

Lesen Sie hier weiter: Was versteht man eigentlich unter Latein?

Latein ist eine Sprache, die die Latiner vermutlich ab dem 8. Jahrhundert vor Christus gesprochen haben. Die Latiner waren Menschen, die in der Region Latium wohnten. Heute hat diese italienische Region den Namen Lazio und ist nicht wenigen Menschen durch den Fußballclub Lazio Rom bekannt. Die Menschen der Antike verstanden unter Latium das Gebiet zwischen Sabiner Bergen, Tiber, Tyrrhenischem Meer und dem heutigen Mondragone.

Latein selbst ist eine indogermanische Sprache, d.h. sie ist wie zahlreiche andere europäische Sprachen aus einer nicht mehr existierenden Ursprache, eben dem "Indogermanischen" hervorgegangen. Manche Forscher sprechen auch vom einer indoeuropäischen Ursprache.

Man unterscheidet mehrere Phasen der lateinischen Sprache:

Frühlatein

- hier gibt es sehr wenige Zeugnisse aus dem 6. und 5. Jahrhundert vor Christus.

Wir kennen vor allem zwei Überlieferungen:

  • den Lapis Satricanus, einen Stein mit der Inschrift [...] IEI STETERAI POPLIOSIO VALESIOSIO SVODALES MAMARTEI.

  • das Zwölftafelgesetz, eine schriftliche, mit großer Wahrscheinlichkeit im 5. Jahrhundert vor Christus entstandene Aufzeichnung der römischen Rechtsvorschriften.

    Altlatein

 - etwa ab dem dritten Jahrhundert vor Christus. Die Forscher wissen, dass hier zum ersten Mal auch längere Texte entstanden, so die Odusia des Livius Andronicus, der interessanterweise gar kein lateinischer "Muttersprachler" war, sondern ein Grieche. Bei der Odusia handelt es sich um eine griechisch-lateinische Übersetzung der Odyssee des Dichters Homer, die die Abenteuer auf der Heimfahrt des Helden Odysseus nach dem Trojanischen Krieg beschreibt.

Klassisches Latein

- vergleichbar mit unserem Hochdeutsch. Den Beginn des Klassischen Lateins setzt man in das erste vorchristliche Jahrhundert. Bedeutende römische Schriftsteller haben Werke der Weltliteratur verfasst, z.B. Cicero, Caesar, Livius, Ovid, Vergil. Das Klassische Latein ist das Latein, was Schüler heute in einem modernen Unterricht lernen!

Spätantikes Latein

- das Latein was zur Zeit der Spätantike etwa ab dem dritten Jahrhundert nach Christus, eventuell schon etwas früher geschrieben wurde.

(CONTINUABITUR - wird fortgesetzt unter anderem mit praktischen Tips für Eltern zum Lateinlernen ihrer Kinder).

   
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