F.A.Q - U.A.WG. - Um Antwort wird gebeten!

Um es gleich vorweg deutlich zu sagen: Auch wenn nach unserer Kenntnis keine Universität in Deutschland, Österreich oder der Schweiz das Latinum als Voraussetzung für ein Medizinstudium ausdrücklich vorschreibt, so sind gute Kenntnisse der Klassischen Sprachen (also Latein bzw. Griechisch) für ein Medizinstudium in jedem Fall sehr zu empfehlen.

Es ist wissenschaftlich abgesichert, dass gerade Absolventen altsprachlicher Gymnasien in medizinischen und naturwissenschaftlichen Studienfächern ausgezeichnete Ergebnisse erzielen. Speziell im zurückliegenden Jahr hat es an verschiedenen Universitäten eine Reihe von Untersuchungen zu diesem Thema gegeben. Ein bekannter deutscher Kardiologe, der seit langem an einer großen süddeutschen Universität lehrt und forscht, hat die Bedeutung der Fächer Latein und Griechisch für ein Medizinstudium vor einiger Zeit auf den Punkt gebracht, indem er vor etwa 1000 Kollegen auf einem Medizinerkongress darauf hinwies, dass Latein- und Griechischschüler während ihrer Schulzeit offensichtlich zwei Dinge gelernt hätten:

a) Das Durchdringen und damit einhergehend das vertiefte Verständnis eines wissenschaftlichen Stoffes.

b) Durchhaltevermögen, das die meisten Studierenden heute von der Schule her nicht mehr mitbringen.

Gerade in einer Zeit, in der das Bestehen des Abiturs oft nur von "Kommunikationsprüfungen" und primitiven "Präsentationsprüfungen" (deren Inhalte oft aus dem Internet abgekupfert sind), abhängt, scheint es notwendig, darauf hinzuweisen, dass man auf eine solche Art und Weise kein wissenschaftliches Studium absolvieren kann.

Das haben offensichtlich auch eine ganze Reihe von Universitäten erkannt, die beim Zulassungsverfahren für ein Medizinstudium Abiturienten, die in ihrer Schulzeit Latein bzw. Griechisch bis zum Abitur durchgehalten haben, Sonderpunkte bei der Bewerbung um einen Medizinstudienplatz gewähren.

[Ergänzung der Redaktion: Die beiden Autoren diese Beitrages sind Professoren an einer süddeutschen Universität, der eine für Medizin, der andere für theoretische Mathematik.]


Stichwörter zum Thema:

Benötigt man für ein Medizinstudium das Graecum bzw. Latinum? Sind Latein- und Griechischkenntnisse nützlich für ein Medizinstudium? Warum sollte man in der Schule Latein - oder wenn möglich, auch Griechisch - bis zum Abitur beibehalten? Können Latein und Griechisch bei der Bewerbung um einen Studienplatz Vorteile bringen?

Klare Antwort: Nein, das Latinum wurde nicht abgeschafft.

In regelmäßigen Abständen werden immer wieder Behauptungen aufgestellt, das Latinum sei abgeschafft. Sogar in renommierten Internetportalen wie "e-latein.de" bzw. "latein.at" kann man sie finden.

Tatsache ist: Das Latinum gibt es nach wie vor. Auch das Große Latinum wird weiterhin in bestimmten Studiengängen verlangt. Lediglich der Begriff "Kleines Latinum" wurde teilweise abgeschafft und durch den Begriff "Latinum" ersetzt. Zu beachten ist auch, dass die neuen Masterstudiengänge in großer Anzahl als Zugangsvoraussetzung das Latinum fordern.

Alle anderen Behauptungen sind schlichtweg falsch und man muss sich fragen, ob sie nicht böswillig in die Welt gesetzt wurden.

Weitere Informationen zu diesem Thema sind im Latinumratgeber zu finden!

Normalerweise sollte ein guter und den Kindern zugewandter Lateinunterricht in der 5. Klasse (= Sexta) beginnen. Hier stehen den Schülern alle Möglichkeiten offen. In einigen Bundesländern gibt es für Schüler die ausgezeichnete Möglichkeit, in der 5. Klasse gleichzeitig mit Latein und Englisch zu starten. Die Namen für diese Unterrichtsmodelle sind unterschiedlich, z.B. "Latein Plus" oder "Biberacher Modell". Die Bezeichnung "Biberacher Modell" wurde in Baden-Württemberg geschaffen, wird aber heute leider kaum noch verwendet.

Alternativ haben verschiedene Gymnasien den Lateinbeginn aus teilweise nicht nachvollziehbaren Gründen gegen den ausdrücklichen Willen der Eltern in die sechste Klasse gelegt. Es gilt hier ein anderes Stundenmodell als beim Lateinbeginn in der 5. Klasse!

Das sogenannte "spätbeginnende Latein" (ab Klasse 8/9 oder sogar erst in Klasse 10) ist sehr unüblich geworden. Beim Lateinbeginn in Klasse 8/9 muss der Schüler normalerweise einen vierstündigen Lateinkurs in der Oberstufe belegen, um das Latinum zu bekommen. Bei Beginn in Klasse 10 (etwa als AG) ist im Rahmen des Abiturs eine spezielle (schriftliche und mündliche) Latinumsprüfung abzulegen. Beginnt man Latein bereits in Klasse 5 oder 6, erhält man normalerweise das (Kleine) Latinum im Rahmen des Abiturs automatisch, wenn man Latein bis zur 10. Klasse erfolgreich besucht hat. Zu Einzelheiten geben rechtsverbindlich nur die zuständigen Stellen der Schulverwaltungen Auskunft.

Auch wenn das "spätbeginnende Latein" zahlreiche Nachteile hat, so ist es dem äußerst schweren und langwierigen Nachholen des Latinums während des Studiums vorzuziehen. Es sollte jedoch nur gewählt werden, wenn es an der Schule keine andere Möglichkeit gibt, Latein zu lernen. Das "spätbeginnende Latein" wird deshalb nur noch von wenigen Schulen angeboten.

Generell gilt: Latein sollte in der Schule so früh wie möglich begonnen werden!


Stichwörter zum Thema:

Ab wann hat man Latein in der Schule? Ab welcher Klasse hat man Latein? Latein in Klasse 5? Latein in Klasse 6? Ist spätbeginnendes Latein empfehlenswert? Wann sollte man Latein lernen? Soll mein Kind Latein in Klasse 8 lernen? Warum sollte mein Kind Latein lernen? Was versteht man unter dem "Biberacher Modell" und was unter "Latein Plus"?

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