Wir hoffen sehr, dass mit diesem Artikel klar wurde, wie belastend der nachträgliche Erwerb von Lateinkenntnissen an der Universität werden kann. Und wir Betroffenen fragen uns häufig, warum wir nicht den sehr viel bequemeren Weg gewählt und Latein nicht bereits in der Schule gelernt haben.

Nur noch einmal zur Erinnerung: Der Stoff, den man in drei Schuljahren (nämlich von Klasse 5-7) lernt, wird an der Universität auf ein Semester (= maximal 3-4 Monate) zusammengedrängt. (Bei den Privateinrichtungen sogar nur auf 4-6 Wochen!). Es sollte deshalb nicht verwundern, dass bereits in den Uni-Anfängerkursen 50-60 % der Teilnehmer nicht mitkommen und deshalb regelmäßig sogar ihr Studium aufgeben müssen.

Deshalb unser dringender Rat:

Latein sollte man unbedingt in der Schule lernen !
Dort hat man bequem Zeit (mehrere Jahre) und ist nicht dem Wahnsinnsstress an der Uni ausgeliefert.

An der Schule muss man so gut wie nie eine spezielle Abschlussprüfung machen, sondern erhält das Latinum automatisch mit dem Abiturzeugnis, wenn man Latein in gewissem Umfang mit einer bestimmten Note belegt hat. (Diese Abschlussnote muss meistens nicht besser als 4 sein).

Und man setzt sich nicht der drohenden Gefahr aus, sein Studium abbrechen zu müssen, nachdem man womöglich viel Zeit und Geld in Kurse investiert hat!

Wir empfehlen denjenigen, die das nicht glauben, einfach einmal zur nächsten Uni zu gehen und Betroffene zu fragen. Es ist für Außenstehende kaum vorstellbar, was sich hier für Tragödien abspielen.

 

 Und wann sollte man nun tatsächlich Latein lernen?

 

• Am besten ist es, mit Latein in der 5. Klasse (=Sexta) des Gymnasiums zu beginnen. Damit hält man sich alle Möglichkeiten offen. Englisch beginnt zusammen mit Latein (ebenfalls in Klasse 5) und in der 8. Klasse kann man sich für Französisch oder - falls angeboten - für eine andere Fremsprache, z.B. Italienisch, entscheiden. Alternativ kann man an vielen Gymnasien ab der 8. Klasse auch eine mathematisch-naturwissenschaftliche oder musikalische Richtung einschlagen.

• Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Latein ab der 6. Klasse zu belegen (in diesem Fall gibt es Englisch ab der 5. Klasse, Französisch oder eine andere Fremdsprache schließt sich dann ab der 8. Klasse an). Diese Sprachkombination ist nicht ganz so gut wie Latein ab der 5. Klasse, kann aber durchaus noch empfohlen werden.

Bitte beachten: Die in den letzten beiden Abschnitten genannten Möglichkeiten gelten für das achtjährige Gymnasium (G8), bei G9 verlief die Sprachenfolge teilweise etwas anders. Lokal sind Abweichungen möglich. 

• Nicht so gut ist Latein als dritte Fremdsprache (ab der 8. Klasse); dennoch ist auch diese Lösung den Latinumskursen an der Uni in jedem Fall vorzuziehen!


Und dann möchten wir ausdrücklich noch auf eine besonders empfehlenswerte Möglichkeit aufmerksam machen:

Es gibt selbstverständlich auch die Möglichkeit, die Sprachenfolge Latein-Englisch-Griechisch zu wählen! Es ist unglaublich, welcher Unfug über diese Sprachenfolge in die Welt gesetzt wird!

Da wird zum Beispiel behauptet, Latein-Englisch-Griechisch sei nicht zu empfehlen, weil man dann (angeblich) nur eine moderne Fremdsprache habe. Zu solchen Behauptungen kann man nur laut ausrufen: „Was für ein Unfug!“

Nahezu alle(!) Gymnasien, an denen es die Sprachenfolge Latein-Englisch-Griechisch gibt, bieten speziell für diese Schüler Unterricht in Französisch, Italienisch oder Spanisch an, manche Schulen auch noch in anderen modernen Fremdsprachen!

 Die Folge: Latein-Englisch-Griechisch-Schüler haben in aller Regel umfangreichere Kentnisse in modernen Fremdsprachen als Schüler ohne Griechischunterricht. Dies ist statistisch belegt, ebenso die Tatsache, dass L-E-Gr-Schüler sehr oft hervorragende Leistungen in modernen Fremdsprachen und in den Naturwissenschaften zeigen. In diesem Zusammenhang sei ausdrücklich auf das Europäische Gymnasium hingewiesen, das es in Baden-Württemberg gibt.

Also: Keine Angst vor Latein-Englisch-Griechisch! Diese Sprachenfolge lohnt sich wirklich! Und bevor man irgendwelchen dümmlichen und falschen Vorurteilen glaubt, sollte man erst einmal zu Schulen gehen, die einen Griechischzug anbieten und sich mit Schülern, Lehrern und Eltern über dieses Thema unterhalten!

   
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